Schwindel
Definition:
Unter Schwindel versteht man das subjektive Empfinden eines Dreh- oder Schwankgefühls, aber manchmal werden auch vollkommen andere Gefühle beschrieben („sich fühlen, als ob man wie in Watte gepackt ist!“ „Gefühl als ob der Boden nachgibt!“ „Gefühl in eine Richtung gezogen zu werden!“ „Liftschwindel!“).
Schwindel (Vertigo) führt dazu, dass die räumliche Orientierung, das Gleichgewicht unangenehm gefühlt wird. Die Ursache dafür liegt in einer Veränderung der für das Gleichgewicht verantwortlichen Zentren. Dazu gehören das Innenohr, die Augenmuskeln, das Gehirn und Muskelrezeptoren der Halswirbelsäule, die Propriozeption (die Wahrnehmung von Körperbewegung und -lage im Raum oder der Lage einzelner Körperteile zueinander). Eine Störung in einem dieser Zentren verursacht Schwindel. Wenn ein Sender etwas anderes meldet, als alle anderen Sender, führt dies zu einem ‚Mismatch‘; daher entsteht der Schwindel. Manchmal kommt es zusätzlich zu Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbruch, Herzrasen und Kollapsneigung.
Die Ursachen von Schwindel sind ebenso vielfältig wie die möglichen Arten, auf welche sich Schwindel äußern kann. So können sich hinter Schwindel u.a. Erkrankungen des Innenohrs, Verspannungen im Bereich der Halswirbelsäule oder auch neurologische und internistische Erkrankungen verbergen.
Eine sehr häufige Form des Schwindels ist der sogenannte gutartige Lagerungsschwindel. Der Lagerungsschwindel wird durch winzige Kristalle, die sich im Gleichgewichtsorgan gelöst haben, verursacht. PatientInnen mit dieser Schwindelform leiden unter sekundenlangen Schwindelanfällen, ausgelöst durch eine plötzliche Änderung der Körperlage (z.B. beim Umdrehen im Bett) oder nach schnellen Kopfbewegungen.
Auch beim Schwindel, der den Halswirbelsäulenbereich als Ursache hat, geben die PatientInnen Schwindel bei Kopfbewegungen an oder bei Überkopfarbeiten oder Beschwerden nach dem Aufrichten, zum Beispiel nach dem Zubinden der Schuhbänder.
Diagnostik:
Im Rahmen eines Anamnesegespräches werden zunächst alle wichtigen Informationen über das auftretende Schwindelgefühl eingeholt. Dazu zählen Angaben über die Situationen, in welchen das Schwindelgefühl auftritt (z.B. beim Sitzen, beim Gehen, im Stehen, beim Bücken, beim Umdrehen im Bett, etc.) sowie die Dauer und Art des Schwindels (Sekunden, Minuten, Tage, Drehschwindel, Schwankschwindel). Zudem wird erfragt, seit wann der Schwindel besteht bzw. ob der Schwindel von irgendwelchen sonstigen Symptomen begleitet wird und wenn ja, von welchen (z.B. Ohrgeräusche (Tinnitus), Hörminderung, Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen, Kopfschmerzen, Nackenschmerzen). Diese Informationen geben häufig bereits die ersten wichtigen Hinweise auf die zugrundeliegende Ursache.
Von HNO-Seite erfolgt die Begutachtung der Ohren, eventuell ist auch eine Ohrreinigung notwendig. Ein Hörtest und eine Gleichgewichtsprüfung werden durchgeführt, deren genauer Ablauf von der Form und den vermuteten zugrundeliegenden Ursachen des Schwindels abhängig ist.
Zu diesen Standarduntersuchungen bei Schwindel werden oft auch weitere Untersuchungen empfohlen:
Ein C/V Doppler, also ein Ultraschall der Halsschlagader, um zu schauen, ob die Durchblutung in Richtung des Gehirns und der Ohren unauffällig ist.
Ein Röntgen der Halswirbelsäule mit einer Bewegungs- und Funktionsaufnahme und einem Röntgen der Kopfgelenke. So sieht man die Beweglichkeit der Halswirbelsäule und wie der Kopf auf der Halswirbelsäule „steht“. In diesem Bereich ist häufig die Ursache für Schwindel bei jungen PatientInnen zu finden.
Gelegentlich ist auch ein MRT (Magnetresonanztomografie) des Gehirns und ein großes Labor inklusive Borrelienstatus und inklusive dem Status der neurotropen Viren erforderlich, denn auch bestimmte Virusinfektionen und die Borrelien, die über Zecken übertragen werden, können Schwindel auslösen.
Therapie:
Die Therapie von Schwindel orientiert sich primär an den Ursachen des Schwindels und kann sich aus unterschiedlichen Behandlungsmaßnahmen zusammensetzen. Dazu zählen u.a. eine medikamentöse Therapie, Schwindelgymnastik, Massagen oder Physiotherapie und Osteopathie, Infiltrationen der Halswirbelsäule. Beim benignem paroxysmalen Lagerungsschwindel wird z.B. bereits in der Ordination versucht, die schwindelverursachenden Kristalle durch spezielle Lagerungen des Körpers wieder in die richtigen Positionen im Innenohr zu bewegen. In einigen Fällen werden auch andere FachärztInnen (Neurologie, Innere Medizin) in den Behandlungsplan miteinbezogen.
Wir beraten Sie gerne ausführlich und in Ruhe über die zur Verfügung stehenden Therapiemöglichkeiten.
WICHTIG: Diese Informationen ersetzen keine ärztliche Diagnose und/oder Behandlung!